Der Spieler nimmt ein paar Schritte Anlauf zur Ecke. Sein Fuß drischt gegen den Ball, der mit Wucht in Richtung Strafraum fliegt. Ein Spieler schraubt sich nach oben, dem heranrasenden Ball entgegen und schlägt seinen Kopf dagegen, um ihn ins Tor zu befördern. Was auf der Zuschauertribüne Jubel auslöst, ist für den Spieler möglicherweise ungesund, denn mit seinem Kopf hat er der Wucht des Balls ein empfindliches Körperteil in den Weg gestellt.

Ein Ball könne ähnliche Wucht entwickeln, wie ein Schlag beim Boxen, sagt Professor Günter Penka, Sportwissenschaftler an der Bundeswehruniversität München. Schließlich könne man auch K.O. gehen, wenn man einen Ball aus nächster Nähe an den Kopf bekomme. Zwar passiere das beim normalen Kopfball nicht. Doch aus dem Boxsport seien Langzeitschäden bekannt und es wäre denkbar, dass diese auch bei Fußballern nach vielen harten Kopfbällen aufträten. Langzeitstudien, die solche Schäden bei Fussballern belegten, seien ihm allerdings nicht bekannt.

Widersprüchliche Studien

Zwar gibt es einzelne Studien, doch die sind widersprüchlich. So fand Richard Stephens von der britischen Keele University Hinweise darauf, dass Kopfbälle das Gehirn beeinträchtigen. Studenten, die Fußball spielten, schnitten in seiner Untersuchung bei Tests schlechter ab, als solche, die diesen Sport nicht betrieben.

Auf der anderen Seite kam der australische Sportarzt Paul McCrory von der Universität Melbourne bei einer anderen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Kopfbälle dem Gehirn nicht schadeten. Der Ball habe einfach nicht die nötige Wucht dafür. Allerdings, so seine Ergebnisse, könne die Wirbelsäule beim Kopfball Schaden nehmen.

Diese Befürchtung hat auch Penka, doch hier habe der Spieler die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, sagt er. Wenn die Rumpf- und Nackenmuskulatur gut trainiert seien, könnten sie viel von der Wucht auffangen. Auch helfe es, wenn der Spieler den Ball frontal mit der Stirn treffe. So könne er ihn nicht nur besser platzieren, der Stoß werde dann auch von den vorderen und hinteren Muskeln an Hals und Nacken aufgefangen und die seien deutlich stärker als die seitlichen.

Es kommt auf den Winkel an

Wie hoch die Belastungen beim Kopfball seien, hänge von verschiedenen Faktoren ab, erklärt Penka. Grundsätzlich gelte natürlich: je schneller der Ball, desto höher die Belastung. Doch auch der Winkel, um den das Spielgerät abgelenkt werde, spiele ein Rolle. Wenn ein Spieler eine Ecke ins Tor lenke, träfe den Kopf weniger Wucht, als wenn er den Ball frontal nehme und ihn dorthin zurückköpfe, woher er gekommen sei.

Schutz gebe es für das Gehirn leider wenig, denn auch wenn der Schädelknochen selbst sehr stabil sei, sei der Inhalt nur durch ein kleines bisschen Flüssigkeit geschützt, in dem das Gehirn schwimme und aufgehängt sei, sagt Penka. Mit Tieren wie dem Specht, der seinen Kopf gegen einen Baumstamm schlagen können ohne Schaden zu nehmen, könne der Mensch nun mal nicht mithalten.